Seltener Blick auf die Rückseite des Brühler Bahnhofs mit den Gleisen und der Dampflok.
1901 begann sich der Brühler Gemeinderat und Landtagsabgeordnete Johann Baptist Eder für die Bahnlinie durch Brühl einzusetzen.
Er ließ nicht locker und schaffte es schließlich, dass Ende 1902 mit dem Bau der Bahnstrecke begonnen wurde. Unter anderem für dieses Engagement wurde Eder am Tag der ersten Zugfahrt durch Brühl 1905 zum Ehrenbürger seiner Gemeinde ernannt.
Die Verlängerung der Schienen bis Ketsch wurde 1912 eingeweiht. Ein Weiterbau bis nach Speyer oder Philippsburg wurde ins Auge gefasst, dann aber aus Kostengründen schnell wieder verworfen.
Doch schon die Verbindung Ketsch – Brühl – Rheinau sorgte für einen gewissen wirtschaftlichen Aufschwung in den Gemeinden. Auch für die Ansiedlung der Luftschiffwerft von Schütte-Lanz in Brühl spielte der Bahnanschluss eine wichtige Rolle.
Im September 1966 fuhr dann die letzte, blumengeschmückte Bahn, kurze Zeit später wurden die Gleise entfernt, 1969 der Bahnhof abgerissen.
Aus dem Bahnhofsareal, das die Gemeinde kaufte, wurde schließlich ein Neubaugebiet, das heutige westliche Blumenviertel.
Ketsch – Brühl – Antwerpen
Wie sehr die Brühler und Ketscher ihr „Bähnle“ oder „Ziegl“ einst zu schätzen wussten, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass es geradezu sprichwörtlich wurde, denn der oft zu hörende Ausspruch „Ketsch, Brühl, Antwerpen“ ist eine Verballhornung der Stationen dieser Strecke: Ketsch, Brühl, An den Werften. Letzteres ist der Name des Haltepunktes beim Schütte-Lanz-Werk, der früheren Luftschiffwerft.
Ralf Strauch für die Schwetzinger Zeitung, Samstag, 15.01.2011